Landkreis Verden (hm). Die jüngste Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) belegt nach Auffassung des Kreisvorsitzenden der sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA), Dietmar Teubert, dass die soziale Schere in Deutschland weiter auseinander geht. Wir nähern uns mittlerweile amerikanischen Verhältnissen, wenn nicht schnell gegen gesteuert wird,...

warnte Teubert am Sonnabend unter der Moderation von Gwendolin Jungblut auf einer Tagung der AfA-Zukunftswerkstatt, die die OECD-Studie debattierte.

Das liegt nach Ansicht des SPD-Kommunalpolitikers und DGB-Kreisvorsitzenden Teubert vor allem an der immer größer werdenden Eikommenskluft zwischen Arm und Reich. Verantwortlich dafür machte der AfA-Kreisvorsitzende niedrige Löhne sowie die dramatische Zunahme prekärer Beschäftigung wie Teilzeitarbeit, Minijobs und immer mehr befristete Verträge ohne verständigen Grund. Davon sind Frauen und junge Menschen besonders betroffen.

Laut OECD-Studie verdienten die obersten zehn Prozent der deutschen Einkommensbezieher im Jahr 2008 durchschnittlich 57 300 Euro netto und damit rund achtmal so viel wie die untersten zehn Prozent, die im Schnitt lediglich auf 7 400 Euro kommen. Demnach sei die Einkommensungleichheit in Deutschland stärker gewachsen als in den meisten OECD-Staaten, gab Dietmar Teubert vor der AfA-Zukunftswerkstatt zu bedenken.

Er ließ nicht unerwähnt, dass vor allem Frauen zwar vermehrt einen leichteren Arbeitsmarktzugang erhalten, jedoch überwiegend in schlecht bezahlte und unzureichend sozial abgesicherte Beschäftigungsverhältnisse. Wegen fehlender Kinderbetreuungsmöglichkeiten bleiben Frauen oft in schlecht entlohnten Teilzeit- oder Minijobs hängen. Der Sprung in reguläre Vollzeit-Jobs mit größeren Einkommens- und Aufstiegschancen scheitert oft. Darüber hinaus werden Frauen auch bei gleicher und gleichwertiger Tätigkeit nach wie vor im Durchschnitt mit wesentlich weniger Gehalt abgespeist als Männer. Insbesondere Alleinerziehende trifft das hart, kritisierte Teubert.

AfA-Sprecher Heinz Möller erwartet von der SPD-Bundespartei, dieser sozialen Schieflage mit einer ausgewo-
genen Verteilungs- und Umverteilungspolitik im Arbeits-, Steuer- und Sozialbereich zu begegnen. Dies empfehe auch die OECD, die damit diese SPD-Folgerungen bestätigt. Zudem weist die OECD darauf hin, dass zunehmende Ungleichheit die Wirtschaftskraft schwächt, was häufig ignoriert wird. Die AfA-Zukunftswerstatt sprach sich deshalb dafür aus, in Deutschland dringend einen flächendeckenden Mindestlohn von mindestens 8,50 Euro einzuführen, prekäre Beschäftigung zu begrenzen, mehr Kinderbetreuungsangebote zu schaffen und dafür auf das Betreuungsgeld zu verzichten sowie einen höheren Spitzensteuersatz und stärkere Abgaben auf Besitz, Erbschaften und Vermögen einzuführen, fasste SPD-Kreistagsabgeordneter Möller das Beratungs-ergebnis der AfA-Zukunftswerkstatt zusammen.