Antrag: Verstärkung der grünen Infrastruktur für eine nachhaltige und gesunde Stadt

  1. Für eine nachhaltig gesunde Stadt Verden soll die grüne Infrastruktur gestärkt und verbessert werden.
  2. Für alle Ortschaften und Wohngebiete sollen fußläufig erreichbare Naherholungsbereiche und Naturerlebnisräume gesichert oder geschaffen werden.
  3. Nach Naturschutzrecht erforderliche Ersatzbiotope und Ausgleichsmaßnahmen sind grundsätzlich im Stadtgebiet zu kompensieren und für die Umsetzung der unter 1 und 2 genannten Ziele einzusetzen.

B e g r ü n d u n g :

Die Corona-Pandemie zeigt die große Bedeutung von gut erreichbaren Naherholungsbereichen und Bewegungsmöglichkeiten in der freien Landschaft. Der tägliche Aufenthalt in der Natur bei frischer und gesunder Luft stärkt die menschliche Immunkraft, besonders wirksam sind Waldflächen.

Fast alle Ortschaften und Wohngebiete haben fußläufig erreichbare Naherholungsgebiete, der Verdener Stadtwald und der Alleruferweg sind aus vielen Wohngebieten gut erreichbar. Zur Förderung von Gesundheit und Bewegung empfiehlt das BBSR (Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung), dass alle Einwohner in 700 m Fußweg ein Naherholungsgebiet von 10 Hektar Größe erreichen können sowie in 300 m Entfernung einen kleineren Naherholungsbereich mit 1 Hektar Fläche.

Hieraus folgt für einige Ortschaften und Wohngebiete die Notwendigkeit ergänzende Wegeverbindungen oder Naherholungsbereiche zu schaffen. So fehlt für die Ortschaften Hönisch und Hutbergen - Döhlbergen ein fußläufig erreichbares Waldgebiet. Ein artenreicher Marschen- oder Auenwald ist für die ganze Stadt eine Bereicherung.

Für die gesunde psychische und physische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen ist ein guter Zugang zur Natur besonders wichtig. Ihre Eigenverantwortung, Kreativität, Risikokompetenz, soziale Kompetenz sowie ihre sprachlichen, motorischen und naturwissenschaftlichen Fähigkeiten werden durch Naturerfahrungen gefördert. Naturerfahrungsräume vermitteln Kindern das Gefühl in der Natur zu sein. Die Flächen sollen weitgehend der natürlichen Entwicklung überlassen sein und ohne pädagogische Betreuung oder Ausstattungen einen spielerischen Erfahrungsgewinn im Umgang mit Natur ermöglichen. Für alle Ortschaften und Wohngebiete sollten von Kindern und Jugendlichen erreichbare Naturerlebnisräume gesichert oder geschaffen werden.

Der auch in Verden spürbare Klimawandel wird in den kommenden Jahren und Jahrzehnten die Gefahren der Extemwetter (z.B.: Sommerhitze, Starkregen und Orkane) und daraus resultierend Trockenheit, Wald- / Flächenbrände und Hochwasser für die Bevölkerung deutlich erhöhen.

Durch eine gezielte Entwicklung, Erweiterung und Verbesserung der grünen Infrastruktur können die drohenden Klimafolgen abgemildert werden. Zur grünen Infrastruktur gehören alle Grün-, Frei- und Wasserflächen einschließlich Friedhöfe, Sportanlagen, Gärten und Straßenbäume. Der Begriff der grünen Infrastruktur verdeutlicht die Leistungen der Natur für die Gesundheit der Menschen, dies gilt insbesondere auch für saubere Luft. Daher ist bei der weiteren Stadtentwicklung, die gute grüne Infrastruktur in vielen Wohngebieten mit Gärten, Bäumen und Grünflächen zu erhalten bzw. zu verstärken.

Die prognostizierte zunehmende Sommerhitze ist eine besondere Gefahr für vorerkrankte und ältere Bevölkerungsgruppen. Gegen eine über Wochen anhaltende Sommerhitze hilft ein hoher Anteil von Gärten und Stadtgrün sowie eine Verbesserung von Kalt- und Frischluftentstehungsgebieten (Wald, Wiesen, Rasenflächen) mit Kalt- und Frischluftschneisen in den verdichteten Siedlungsbereichen.

Gegen Überflutungen nach Starkregen hilft ein verstärktes Versickern von Regenwasser. Die zunehmende Trockenheit erfordert eine verbesserte Grundwasserneubildung. Für das Zurückhalten von Regenwasser in der Landschaft sind ehemalige Moorflächen besonders geeignet, dies fördert sowohl die Grundwasserneubildung und mindert zugleich das Entweichen von klimaschädlichen Methan aus den trockengefallenen Moorböden. Die Stadt Verden hat für den Eitzer Bruchwald bereits eine teilweise Vernässung durchgeführt und weitere Vernässung von Moorflächen sind anzustreben.

Hecken und Wälder bremsen Stürme (Windschutzhecken), hierzu ist eine gezielte Ergänzung von Hecken und Waldflächen wichtig.

Eine leistungsfähige grüne Infrastruktur, attraktive Naherholungsgebiete, intakte Natur und vielfältige Landschaften stärken die gute Lebensqualität und schaffen eine nachhaltig und gesunde Stadt.

Daher sollen alle notwendigen Ersatzbiotope und Ausgleichspflanzungen vorrangig für eine Verbesserung der grünen Infrastruktur im Stadtgebiet genutzt werden. Darüber hinaus gibt es einige

Förderprogramme des Bundes zur Förderung von Stadtgrün und zur Finanzierung von grüner Infrastruktur zur Klimaanpassung. Er ist erstrebenswert diese Förderprogramme auch für die Stadt zu nutzen.

Ein gutes Beispiel ist der Baumpark in Thedinghausen, wo die Gemeinde notwendige Kompensationsmaßnahmen gebündelt und einen naturnahen Naherholungsbereich geschaffen hat.