Verden/Zielona Gora/Miedyrecz (hm). Mit kräftigen Geldspritzen der Firma Mars, von Dieter Frese, Axel Sontag, Erich Rottmann, Bernd Dannheisig und dem Landkreises Verden wurde sichergestellt, dass die Spritkosten für den Juni-Hilfstransport der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Verden (DPG) in die polnische Partner-Woiwodschaft Lubuskie (Lebuser Land) sowie in die Kreisstadt Miedyrzecz (Meseritz) zusammen kamen. Es war bereits der siebte große Hilfstransport nach Polen der DPG-Verden im Jahr 2013.

Durch diese caritativen und selbstlosen Gönner konnte die DPG-Transportcrew um Organisator Heinz Möller, DPG-Lagermeister Klaus Klein, die Schauspielerin vom Polnischen Theater in Kiel, Dorathea Scharf, den Dörverdenern Anton "Toni" Werle und Erich Rottmann, Willi Meyer aus Eitze, Maria und Jerzy "Jurek" Skrzypek aus Achim sowie das polnische Teammitglied Pawel "Paule" Maksymowicz erneut mit diesmal sechs Transportfahrzeugen voller Sachspenden am letzten Juni-Wochenende nach Polen starten.

Diesmal hatte das Verdener Unternehmen Mars wieder eine tonnenschwere Spende mit hochwertigen Lebensmitteln und zusätzlichen Leckereien zum Gelingen der Aktion beigesteuert. Diese gingen alle an die Nervenklinik für schwerstpflegebedürftige Menschen in der Kreisstadt Miedzyrzecz, dem einstigen Meseritz. Insbesondere mit Bekleidung für alle Altersschichten wurden ferner Altenheime, ein Obdachlosenheim, Behindertenbetreuungseinrichtungen sowie ein Kinder- und Frauenschutzhaus bedacht.

In der Nervenklinik wurde dem DPG-Team mehr als deutlich, dass es dort an allen Ecken und Enden fehlt. Der Betreuungssatz des Staates Polen pro untergebrachten Patient in der Klinik beträgt am Tag neun Zloty, lediglich 2,25 Euro. berichtete der Krankenhausleiter. Das DPG-Team war erschüttert über diese kärgliche Unterstützung, die eine würdevolle Pflege dieser Patienten nicht möglich macht.

Ferner gingen die Sachspenden an die Betreuungsläden für Bedürftige des polnischen Komitees für Soziale Hilfen in der gesamten Woiwodschaft Lubuskie sowie direkt an bedürftige polnische Bevölkerungskreise. Das Verdener Sanitätshaus Müller hatte erneut mit hochwertigen orthopädischen Versorgungsgütern für große Dankbarkeit in der Nervenklinik Meseritz gesorgt. Auch kleinere Haushaltsgeräte fanden in Polen erfreute Abnehmer. Die meisten Sachspenden hatten diesmal BürgerInnen aus den Städten und Gemeinden des Landkreises Verden, das AWO-Stöbereckchen in Oyten-Bassen, das Verdener Sanitätshaus Müller sowie die Achimer Kleiderbörse von Terre des hommes sowie Hartmut Sitarek aus Soltau zur Verfügung gestellt.

Die leitenden Ärzte und das Pflegepersonal der Nervenklinik in Meseritz sowie Aleksander Sipowicz vom polnischen Komitee für Soziale Hilfen und Heinz Möller sagten allen Spenderinnen und Spendern aus der deutschen Partnerregion herzlichen Dank für die zur Verfügung gestellten Sachspenden.

Die heutige Nervenklinik in Meseritz-Obrawalde hat eine grausame Geschichte, so Heinz Möller in seinem Bericht weiter. Während der Zeit von 1939 bis 1945 gehörte die Klinik nämlich zu den Vernichtungslagern des Nazi-Regimes. Bereits im Oktober 1938 wurde Meseritz-Obrawalde zu einer offiziellen Heilanstalt im Sinne der Nazi-Rassenideologie, in welcher geistig behinderte Menschen keine Chance hatten zu überleben. Nazi-Ärzte machten die Klinik zu einer "Stätte systematischer Krankenmorde".

Nach Möllers Darstellung wurden in diesen bestialischen Jahren aus allen Teilen des Dritten Reiches Patienten eingeliefert, die nach der Ankunft gemäß ihrer Arbeitsfähigkeit selektiert wurden. Sie wurden vorzugsweise durch Injektionen oder orales Verabreichen von überdosierten Medikamenten ermordet. Als offizielle Todesursachen wurden von den Nazi-Ärten zumeist Gehirnschlag, Herz- oder Altersschwäche und Entzündungen angegeben. Bis zum Jahr 1945 sind in Meseritz-Obrawalde über 18 000 Menschen von den Nazi-Ärzten ermordet worden. Ihnen gedachte das DPG-Team an der dortigen Gedenkstätte. Die Nazi-Täter im weißen Kittel wurden nach der Kapitulation alle zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Das Foto zeigt das DPG-Team beim Entladen der Hilfsgüter in der Nervenklinik Meseritz.