Als ich vor zwanzig Jahren mit der Schule fertig war, habe ich mich nicht gegen eine Ausbildung im Handwerk entschieden. Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, in die Fußstapfen meines Großonkels zu treten und Tischlerin zu werden – oder einen anderen der vielen Handwerksberufe hier im Landkreis Verden zu lernen. Und das, obwohl sich heute trotz oder gerade wegen des Fachkräftemangels im Handwerk so viele Chancen bieten für Handwerkerinnen und Handwerker und ihre Betriebe.

In Niedersachsen haben wir nicht nur durch politische Entscheidungen in den vergangenen Jahren die Kindergartengebühren und die Studiengebühren abgeschafft. Auch diejenigen, die eine Berufsausbildung im Handwerk absolvieren, haben gute Karten für die Zukunft. Seit Mai 2018 können alle, die seit dem 1. September 2017 in Niedersachsen ihre Meisterprüfung im Handwerk bestanden haben, eine Meisterprämie in Höhe von 4.000 Euro über die NBank, die Förderbank des Landes Niedersachsen, beantragen. Die Erstattung der Meisterprämie schafft Planungssicherheit sowie einen zusätzlichen Anreiz für die Nachwuchskräfte im Handwerk, sich fortlaufend weiterzubilden und die fachliche Qualifikation zu erhöhen. Als Sozialdemokratin setze ich mich dafür ein, dass die berufliche Ausbildung den gleichen Stellenwert erhält wie die akademische Ausbildung. Die von rot-schwarz auf Landesebene gestartete Meisterprämie im Handwerk ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Schon in der Ausbildung aber auch später als Ausbilderin oder Ausbilder besteht die Möglichkeit, das eigene Handwerk in einem anderen europäischen Land während eines Auslandsaufenthaltes mal von einer ganz anderen Seite kennenzulernen, den eigenen Horizont zu erweitern und die eine oder andere neue Idee mit in die Heimat zu nehmen. Informationen dazu gibt es bei der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. Auch unsere gerade erst zur Europaschule gewordenen Berufsbildenden Schulen Verden können hier sicher weiterhelfen.

Chancen gibt es aber auch für diejenigen, die sich selbstständig machen: Bei uns in Niedersachsen können kleine oder mittlere Unternehmen (KMU) im Meister-Handwerk bei Existenzgründung oder Unternehmensnachfolge einen Zuschuss von 10.000 Euro erhalten, wenn sie einen unbefristeten, sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz schaffen. Ziel der Förderung ist es, die wirtschaftliche Basis von KMU nachhaltig zu sichern und sie am Markt zu stärken. Wer schon mit einem kleinen oder mittleren Handwerksunternehmen selbstständig ist und in die IT-Sicherheit oder in die Einführung oder Verbesserung von Hard- und Software investieren und so die Digitalisierung im Unternehmen beschleunigen will, kann den Digitalbonus.Niedersachsen nutzen. Es handelt sich um einen Zuschuss von mindestens 2.500 Euro und maximal 10.000 Euro, der vor Beginn des Vorhabens beantragt werden muss. Auch die Gründungsprämie im Handwerk und der Digitalbonus (für Handwerksbetriebe aber auch andere KMU) können über die NBank beantragt werden. Als Kreisverdener Landtagsabgeordnete würde es mich natürlich freuen, wenn möglichst viele Betriebe hier aus dem Kreis von diesen Zuschüssen profitieren.

Chancen für Handwerksbetriebe ergeben sich vor allem, weil Menschen wie ich auf Handwerkerinnen und Handwerker dringend angewiesen sind. Wenn der Fachkräftemangel ein Gutes hat: Dadurch bekommt das Handwerk endlich mehr von der Wertschätzung, die es verdient!

Dieser Text erschien am 07.11.2019 in der Reihe „Verdener Gespräch“ der Verdener Aller-Zeitung.