„Konsequenzen ziehen aus dem, was wir heute wissen“

"Die heute in Hannover vorgestellten Zusatzauswertungen sind leider keine Entwarnung. Überdurchschnittlich viele Menschen, die an hämatologischen Krebserkrankungen leiden, leben in der gesamten untersuchten Erdgasförderregion, darunter die Landkreise Verden und Rotenburg, im Umkreis von höchstens einem Kilometer von einer Erdgasförderanlage entfernt. Im Landkreis Rotenburg zeigt sich das besonders stark. Warum das so ist, muss dringend weiter erforscht werden.

Gleichzeitig müssen wir auch hier und jetzt Konsequenzen aus dem ziehen, was wir wissen:

Solange ein Zusammenhang zwischen der Häufung hämatologischer Krebserkrankungen und der Wohnortnähe zu Erdgasförderstätten nicht ausgeschlossen werden kann, muss die Erdgasindustrie ihrer Verantwortung für die Gesundheit der Menschen hier in der Region anerkennen und auf neue Bohrungen und Vorbereitungen auf neue Bohrungen verzichten, auch im Erlaubnisfeld Unterweser. Von der Landesregierung, allen voran Wirtschaftsminister Bernd Althusmann, erwarte ich, dass er Druck ausübt auf die Erdgasindustrie für ein solches Moratorium. Der Gesundheitsschutz muss Vorrang bekommen vor wirtschaftlichen Interessen!

Zweitens muss aber auch der in Niedersachsen mit 100 Metern im Außenbereich und 200 Metern bei Wohngebieten verschwindend geringe Mindestabstand von Erdgasförderstätten zu Wohngebieten vervielfacht werden. Da sich beim in der Abstandsstudie untersuchten Mindestabstand von einem Kilometer Auffälligkeiten ergeben haben, muss der Mindestabstand auf wenigstens zwei Kilometer, am besten deutlich mehr angehoben werden.

Drittens fordere ich, dass die Sicherheit rund um Erdgasförderstätten verbessert wird, solange in Niedersachsen Erdgas gefördert wird. Es freut mich, dass das Niedersächsische Wirtschaftsministerium in diesem Zusammenhang einen Vorschlag aufgreifen will, den ich gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern von erdgaskritischen Bürgerinitiativen aus dem Landkreis Rotenburg in einem Gespräch mit dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) entwickelt habe: Die Erdgasindustrie soll in einen Fonds einzahlen, damit von unabhängiger Seite mehr Messungen an Erdgasförderstellen durchgeführt werden und Transparenz für die Bevölkerung durch eine Veröffentlichung der Messwerte geschaffen wird. Ziele müssen höhere Sicherheitsstandards und mehr Transparenz bei der Erdgasförderung. Wirtschaftsstaatssekretär Lindner hat geantwortet:

"ihm sei bewusst dass die in den niedersächsischen Erdgasförderregionen lebenden Bürgerinnen und Bürger ein großes Interesse an einer unabhängigen und möglichst transparenten Kontrolle möglicher Umweltauswirkungen der Erdgasförderung haben. Vor diesem Hintergrund greife ich Ihren Vorschlag der Einrichtung eines industriefinanzierten Fonds zur Durchführung von geeigneten Emissionsüberwachungsmaßnahmen bei der Erdgasförderung gern auf.
Ich kann Ihnen versichern, dass ich gemeinsam mit dem Unternehmerverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie e.V. und dem Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz umsetzbare Möglichkeiten einer Messüberwachung von Schadstoffemissionen der Erdgasförderung eruieren und prüfen werde, um zur weiteren Versachlichung der Diskussionen über die Umweltauswirkungen der Erdgasförderung beizutragen".

Ich werde im Landtag weiter dafür kämpfen, dass Konsequenzen gezogen werden, aus dem, was wir zum Zusammenhang von Krebshäufung und Wohnortnähe zu Erdgasförderstätten wissen.“