Strategien gegen Altersarmut wurden bei der SPD-Verden vorgestellt
Verden (hm). Auf einer zentralen öffentlichen Diskussionsveranstaltung der SPD-Verden unter der Moderation von Gerard-Otto Dyck wurde das Thema "Strategien gegen Altersarmut" debattiert. Hierzu sprachen der renommierte Wissenschafter Professor Dr. Gerhard Bäcker von der Universität Duisburg-Essen sowie SPD-Bundestagskandidatin Christina Jantz. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion waren im Verdener Hotel Höltje auch

Landrat Peter Bohlmann und Verdens Bürgermeister Lutz Brockmann als lokale Experten dabei.

"Wir sitzen auf einem Pulverfass" warnte Prof. Dr. Bäcker in seinem Vortrag, da die schwarz-gelbe Bundesregierung in den letzten vier Jahren beim Kampf gegen die Altersarmut nur zugeschaut und die Zeit habe ungenutzt verstreichen lassen. Prof. Bäcker, Lehrstuhlinhaber für Soziologie des Sozialstaates, rief dazu auf, jetzt schnellstens die Weichen für die Zukunft zu stellen, nicht nur für die ältere Generation, sondern auch insbesondere für die jetzt jungen Menschen, die maßgeblich von der künftigen Entwicklung betroffen sein werden.

Professor Dr. Bäcker war sich mit Christina Jantz darin einig, dass bereits heute der Leiharbeit und dem Niedriglohnsektor begegnet werden müsse, um Altersarmut von morgen zu begegnen. Im Erwerbsleben müsse bereits die Grundlage für eine gute Altersversorgung gelegt werden, war eine der gewichtigsten Thesen des Wissenschaftlers. Alleine das Rentensystem zu überarbeiten, reiche beileibe nicht aus. Gerade hier müssen flexiblere Übergange von der Arbeitswelt ins Rentenalter geschaffen werden. Gemeinsam mit Christina Jantz empfahl Dr. Bäcker auch, die abschlagsfreie Rente mit 63 Jahren und bei 45 Versicherungsjahren zu ermöglichen.

Die derzeitige Arbeitsmarkt- und Rentenpolitik, die von Arbeitsministerin von der Leyen geprägt wird, führt direkt in die Altersarmut. Deshalb warnten die Referenten vor einem "Weiter so". Es sei auch falsch gewesen, dass Schwarz-Gelb für Langzeitarbeitslose nicht nur die Rentenzuschüsse gestrichen habe, sondern auch die Chancen auf Integration in den Arbeitsmarkt. Professor Dr. Bäcker bezeichnete es in seinem Ausführunen als völlig verfehlt, dass Schwarz-Gelb den Niedriglohnsektor weiter hinnehme, anstatt mit einem flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn dafür zu sorgen, dass Vollzeitarbeit auch zum Leben reicht. Ebenso wurde es als falsch gwürdigt, anstatt reguläre Beschäftigung zu stärken, die Anhebung der Verdienstgrenze bei Minijobs auf 450 Euro durchzusetzen, was letztlich das Tor für prekäre Beschäftigung erneut weiter geöffnet habe.

Zu den Unterlassungen von Schwarz-Gelb wurde ferner gerügt, dass gleicher Lohn für gleiche Arbeit nicht durchgesetzt worden sei, was letztlich Altersarmut bei Frauen produziere. Leider seien auch Mini-Vorschläge zur Verbesserung der Erwerbsminderungsrenten bei der konservativ-rechtsliberalen Merkel-Regierung bisher nicht mehrheitsfähig gewesen. Weiter vertrat Prof. Dr. Bäcker die These, dass zwingend Schluss gemacht werde müsse mit der schleichenden Amerikanisierung der deutschen Arbeitsmarktordnung. Auch das Rentenniveau der Zukunft dürfe nicht sinken, sondern müsse stabilisiert werden.

Abschließend unterstrich Gerard-Otto Dyck als Fazit der Tagung: "Die SPD hat sowohl in der Arbeitsmarkt-politik als auch in der Rentenpolitik nicht nur umfassende Strategien, sondern auch die klar besseren Konzepte, damit die Arbeitnehmerschaft nicht nur von ihrer Arbeit sondern auch im Alter von ihrer Rente würdig leben kann".

Das Foto zeigt Professor Dr. Gerhard Bäcker und SPD-Bundestagskandidatin Christina Jantz.