Verden/Landkreis (hm). Die Themen "Zukunft des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und Elektromobilität standen am Donnerstagabend im gut gefüllten Restaurant "Likedeeler" im Blickpunkt einer Diskussionsveranstaltung der SPD-Verden. Dazu konnte Moderator Gerard-Otto Dyck als fachkundigen Referenten den Geschäftsführer der Verden Walsroder Eisenbahn (VWE), Uwe Roggatz, begrüßen. Dieser nutzte eingangs die Gelegenheit, mit herzlichen Worten den

SPD-Kommunalpolitikern Heinz Möller und Dietmar Teubert für deren langjähriges ehrenamtliches Wirken als Mitglieder der VWE-Gesellschafterversammlung zu danken.

Der VWE-Geschäftsführer Uwe Roggatz informierte dann allgemein zur Mobilität (insbesondere mit Bussen) in Verden. „Mobilitäts-Versorgung ist öffentliche Daseinsvorsorge“, meinte er und gab zunächst ein Rätsel auf: Wie viele Busse fahren werktäglich von Dauelsen zum ZOB Verden?: Lösung: 69, also viel mehr als gedacht. Und da sei auch ein Problem, so Roggatz. Es gebe in Verden ein sehr gutes stündliches Mobilitäts-Angebot, welches deutlich besser genutzt werden könnte/sollte.

„Die Nachfrage ist das Problem“, meinte er. Uwe Roggatz lobte die Landesregierung, die seit 2015 die Busförderung wieder eingeführt, aufgestockt und Strecken wiederbelebt habe. Wichtig sei es für die Zukunft, die Auslastung der Busse zu verbessern. Leider verhindere die Auto-Lobby (trotz vieler Vorteile) „vernünftige gesellschaftliche Entwicklungen“, so Roggatz deutlich.

Die VWE habe in den vergangenen Jahren durch Öko-Tuning Kraftstoff und Co2 eingespart. Fahrerschulungen und Signal-Optimierungen kamen hinzu. Insgesamt besteht der Bus-Park auf dem Betriebshof der VWE aus 23 Fahrzeugen, die 12 Linien in Verden bedienen und pro Jahr rund 2 Mio Fahrgäste in Verden befördern. Ein Bus-km koste das Unternehmen rund 2,50 Euro.

Da Busse eine Vorreiterrolle in der E-Mobilität spielen sollten, habe AllerBus einen runden Tisch initiiert, an dem neben AllerBus auch die Stadtwerke, die EWE und der Landkreis teilnehmen. Nahziel ist es, ab 2019 in Verden einen E-Bus auf einer Stadtverkehrslinie und einen E-Bürgerbus (vermutlich in Kirchlinteln) einzusetzen.

Konkret werde man für einen E-Bus die Landesförderung (40 % Zuschuss zu den Anschaffungskosten von derzeit rund 440 000 Euro) beantragen. Bis zur Genehmigung und Anschaffung werde man in die Infrastruktur investieren (u.a. Leer-Rohre bei der Neugestaltung des ZOB, E-Tankstellen). Derzeit gebe es aber noch keine rein deutschen E-Bus-Hersteller. Stattdessen bieten Polen und Tschechen E-Busse an. Roggatz: „Da geht was, aber wir müssen noch viel in den Köpfen der Menschen (bezogen auf die Nutzung des ÖPNV) verändern“.

In der anschließenden Diskussion wurden technische Details hinterfragt wie Lade-Stationen, Lade-Zyklen oder Batterien aber auch die Öko-Bilanz, Marketing für E-Busse, Vernetzung und was alles noch zu berücksichtigen ist. Fast alle Redner befürworteten E-Busse und einen baldmöglichen Einsatz in Verden und verwiesen darauf, dies bereits bei der ZOB-Umgestaltungs-Planung zu berücksichtigen. Kritische Stimmen hinterfragten die Öko-Bilanz und die Kosten.

Fazit: Die E-Bus-Einführung weiter vorantreiben, Umdenken bei den Menschen anstreben.

Zum Hintergrund erläuterte Gerard-Otto Dyck die Zielsetzungen der Bundesregierung, wonach bis 2020 eine Million Elektrofahr- zeuge auf Deutschlands Straßen unterwegs sein sollen. Dieses Ziel sei nicht nur klimapolitisch geboten, sondern auch industriepolitisch überlebensnotwendig, betonte der Verdener SPD-Kreistagsabgeordnete. Er ließ nicht unerwähnt. dass bereits viele Länder durch gezielte Förderung inzwischen große Fortschritte bei der Elektromobilität erreicht haben. Für SPD-Mann Dyck ist deshalb klar: "Wenn die deutsche Autoindustrie ihre Innovationsführerschaft behaupten will und die Mobilitäts- und Energiewende mitgestalten möchte, darf sie sich bei dieser Antriebstechnologie der Zukunft nicht den Rang ablaufen lassen".

So wurde in der Debatte bei den Sozialdemokraten bereits für folgende Lösungsvorschläge plädiert, berichtet Heinz Möller: Ergänzende Anreize der öffentlichen Hand, von Kaufprämien für private und steuerlichen Anreizen für gewerbliche Elektro-Fahrzeug-Halter bis hin zu einer verbindlichen Quote für Elektrofahrzeuge bei der öffentlichen Beschaffung, eine gezielte Förderung von Speichertechnologien, einen gezielten Ausbau bedarfsgerechter Ladeinfrastruktur, die technikoffene Förderung elektrisch angetriebener Fahrzeuge für den Öffentlichen Nahverkehr.

Das Foto von Heinz Hibbeler zeigt von links: Gerard-Otto Dyck, VWE-Geschäftsführer Uwe Roggatz und Eva Hibbeler