Ingo Neumann - Leserbrief zur Verdener Innenstadt:
Vergangenen Samstag bin ich zusammen mit meiner Familie wie jeden Samstag in unsere Fußgängerzone gegangen. Es war ein herrlicher Tag, endlich angenehme Temperaturen, Sonnenschein. So gegen 13:30 Uhr fanden wir uns auf der Außenterrasse eines Eiscafés ein. Dabei fiel mir die Ruhe und Gelassenheit in unserer Innenstadt auf. Das war Entschleunigung pur – die ersten Geschäfte holten ihre Auslagen rein und schlossen, obwohl noch viele Menschen in ..

in unserer Innenstadt unterwegs waren.
In einer solchen ruhigen Umgebung begann ich zu sinnieren, wie denn die Verdener Innenstadt in 2020 aussehen könnte und stellte mir das so vor:
Es ist Samstag 13:30 Uhr und ich parke mein Elektromobil in dem neuen Parkhaus in der Süderstadt, von dort gelange ich unmittelbar in die überdachte Fußgängerzone – die Verdener Passage, in welcher ein reges Treiben herrscht.
Alle Geschäfte haben weit geöffnete Fronten und präsentieren eine Vielzahl an Waren in allen Preislagen. An begrünten Sitzgruppen und an den Brunnen sitzen Menschen aller Generationen und führen angeregte Gespräche. Eine größere Menschengruppe steht um ein großes Schachspiel und schaut einem älteren Herrn und einer jungen Frau beim Schieben der Spielfiguren zu. Einige Meter weiter gelange ich dann in ein Herrenkonfektionsgeschäft, wo ich die vorher im Internet bestellten Waren gleich am Express-Schalter entgegennehme. Nach einem Cappucino in einer der vielen Außengastronomien gelange ich zur Herrlichkeit, wo die Überdachung endet. Auf der steinernen Bühne unter einem großen Sonnensegel spielt eine Schul-Jazz-Band. Vor dem Rathaus präsentiert sich ein Verein mit einem großen Beach-Volley-Ballfeld und weckt das Interesse vieler Passanten.
Ein Stückchen weiter am Norderstädtischen Markt haben die Marktbeschicker ihre Stände aufgebaut und bieten ihre regionalen Produkte zum Kauf an. Am Blumenwisch in Richtung Aller noch schnell in der Herrenboutique in einem alten und sanierten historischen Gebäude eine Krawatte gekauft, um dann am späten Nachmittag auf der Terrasse des Hotel- und Kongresszentrums bei einem Gläschen Sekt den Blick auf die Allerniederung an unserer Stadt zu genießen. Von dort steige ich in den kostenlosen CittyBus, mit welchem ich die neue Reeperbahn bis zum Ende fahre, um dann wieder zu meinem Elektro-Mobil ins Süderparkhaus zu gelangen.
Ein knallendes Geräusch reißt mich aus dem Sinnieren heraus, es ist 14:15 Uhr und das nächste Geschäft läßt die Rolläden herunter und danach wieder Ruhe.

Unser Verden ist eine tolle Stadt zum Entschleunigen und zum Decken des täglichen Grundbedarfs. Wenn die Verdener Innenstadt eine Einkaufsstadt mit Erlebniseinkauf werden soll, dann bedarf es der Mitwirkung aller Seiten, der Betreiber der Fußgängerzone, der Hauseigentümer der Fußgängerzone und der Stadt Verden als Investor für diesen Bereich.


Nicht die Kunden müssen sich nach dem Einzelhandel richten, sondern der Einzelhandel nach den Kunden. Die Stadt kann nicht immer die Wunden des Einzelhandels verbinden, sondern muss die Grundlagen schaffen, die aus der Gemeinschaft heraus entwickelt werden. Und Gemeinschaft, heißt alle und nicht nur einige Wenige, wenn wir denn wirklich in Verden etwas verändern wollen – zum Entschleunigen ist doch alles gut!