Aus dem Landkreis Verden führen Wege in alle Teile Europas – und es lohnt sich, einen Teil der Ausbildung oder Schulzeit in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union (EU) zu absolvieren. Das ist in diesem Jahr zum Beispiel beim Europatag der Berufsbildenden Schulen (BBS) Verden deutlich geworden. Und das ist gut so. Trotzdem profitiert leider bisher nur ein kleiner Teil der jungen Generation von diesen Chancen, die Europa bietet. Das muss sich ändern!

Europäische Jugendbegegnungen erweitern den Horizont. Ein Forschungsprojekt zu Langzeitwirkungen von internationalen Jugendaustauschprogrammen ist vor einigen Jahren zu dem Ergebnis gekommen, dass Jugendaustausch eine nachhaltige Wirkung auf die Persönlichkeitsentwicklung ausübt. Nicht nur Fremdsprachenkenntnisse und die Offenheit gegenüber anderen Kulturen werden gefördert. Das gilt auch für Sozialkompetenz und weitere Schlüsselqualifikationen, auf die es zum Beispiel im Berufsleben in unserer exportorientierten Wirtschaft ankommt. Europäische Jugendbegegnungen erweitern also die Zukunftschancen junger Menschen in unserem Land. Jugendaustausch kann dazu beitragen, junge Menschen zu Gewinnern der Globalisierung zu machen. Durch europäische Jugendbegegnungen kann man nicht zuletzt Europa ganz konkret erleben.

Europa-Chancen müssen von allen jungen Menschen genutzt werden können, auch wenn dafür weiter das „Bohren dicker Bretter“ nötig ist. Gemeinsam mit deutschen Jugendorganisationen habe ich in früheren Jahren Druck gemacht, die Mittel für den europäischen Jugendaustausch zu erhöhen – mit Teilerfolgen. In ihrem aktuellen Entwurf für den nächsten mehrjährigen EU-Haushalt ab 2021 schlägt die EU-Kommission vor, die Mittel für europäische Jugendaustauschmaßnahmen wie das Programm Erasmus+ für Schüler, Auszubildende, Studierende und Aktive aus Jugendorganisationen deutlich zu erhöhen. Auch auf Bundesebene steht die Stärkung des europäischen Jugendaustauschs auf der Tagesordnung. Aber damit wir Schritt für Schritt vorankommen, müssen wir auch hier in Niedersachsen und vor Ort tun, was wir können. Deswegen haben SPD und CDU im Landtag auf meine Anregung hin einen Entschließungsantrag „Europa-Chancen für alle“ in den Landtag eingebracht. In unserem Antrag wird die Landesregierung aufgefordert, dafür zu sorgen, dass ab 2025 die gesamte junge Generation die Möglichkeit bekommen soll, während der Schulzeit, der Berufsausbildung, in der Freizeit oder während des Studiums mindestens zwei Wochen in einem anderen EU-Mitgliedstaat zu verbringen. Heute findet dazu im Landtag eine öffentliche Anhörung statt, bei der u. a. die Gewerkschaften, der Landesschülerrat und der Landesjugendring, die Industrie- und Handelskammer und die Handwerkskammern ihre Anregungen einbringen werden. Darauf bin ich gespannt…

Allen, die sich bei uns vor Ort im Landkreis Verden zum Teil seit langen Jahren intensiv für europäische Partnerschaften und Jugendaustauschprojekte engagieren, möchte ich ganz herzlich danken. Ihre Arbeit ist ungeheuer wichtig, nicht nur für die Jugendlichen, die deswegen an europäischen Austauschprojekten teilnehmen können, sondern auch für Niedersachsen, Deutschland und Europa!

Erschienen am 08. November 2018 in der Verdener-Aller-Zeitung.