Zum Jahrestag der Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei – SDAP „die Eisenacher“ erklären der SPD-Geschichtsbeauftragte Dietmar Nietan und die Sprecher/innen des Geschichtsforums Kristina Meyer und Bernd Rother:

Feinde der offenen Gesellschaft missbrauchen gegenwärtig in den Landtagswahlkämpfen in Ostdeutschland die großartigen Leistungen der Ostdeutschen für die friedliche demokratische Revolution in der damaligen DDR. In diesen Tagen erinnern wir uns daran, dass viele sozialdemokratische Impulse für Freiheit und Gerechtigkeit in unserem Land ihre Wurzeln in Ostdeutschland hatten.

Vor 150 Jahren wurde vom 7. bis 9. August die Sozialdemokratische Arbeiterpartei – SDAP - in Eisenach gegründet. Es bildete sich damit neben dem im Jahr 1863 von Ferdinand Lassalle in Leipzig gegründeten Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV) eine zweite Arbeiterpartei in Deutschland.

Die Gründung der SDAP, die vor allem von Wilhelm Liebknecht und August Bebel vorangetrieben wurde, war ein wichtiger politischer Impuls in der 156-jährigen Geschichte der SPD. Sie setzte auf einen dezentralen Parteiaufbau und organisierte die politische Willensbildung von unten nach oben. Prinzipien, die bisherige paternalistische Politikansätze überwanden und den Arbeitern mehr Einfluss und Macht beim Kampf um ihre Rechte versprachen. In ihren grundsätzlichen programmatischen Zielen unterschieden sich die „Lassalleaner“ und „Eisenacher“ dagegen kaum. Schwerpunkt der politischen Arbeit der SDAP war Sachsen, während der ADAV in Preußen und Bayern aktiv war.

Mit der Gründung der SDAP verbreiterte sich die politische Kraft der Arbeiterschaft erheblich. Trotz anfänglicher Konkurrenz zwischen den neuen Arbeiterparteien, die stark von den handelnden Personen geprägt war, entwickelte sich schnell eine inhaltliche Verknüpfung, die schließlich im Gothaer Vereinigungsparteitag mündete.

Auch die zunehmenden Repressalien gegen sozialdemokratische Organisationen verstärkten den Willen der Arbeiterbewegung nach einer einheitlichen Partei. Mit der Gründung der „Sozialistischen Arbeiterpartei“ im Jahr 1875 stieg die Sozialdemokratie endgültig zur entscheidenden politischen Kraft auf, die sich im neu gegründeten Deutschen Reich wie keine andere für die Rechte der Arbeiter und die Demokratisierung von Staat und Gesellschaft einsetzte.