Sehr geehrter Herr Brockmann,

der nachstehend formulierte Antrag soll dazu dienen, die Stadtverwaltung mit einer Evaluierung der Möglichkeiten zur Begrünung von Gewerbeflächen und -immobilien und einer anschließenden Umsetzung der gewonnenen Ergebnisse zu beauftragen.
Daher formulieren wir wie folgt:
Der Rat der Stadt Verden möge beschließen:

  1. Die Verwaltung wird beauftragt, folgende Fragestellungen zu beantworten:
    1. Welche Möglichkeiten der Umsetzung haben Stadtrat und Stadtverwaltung der Stadt Verden, Einfluss zu nehmen, um Ökonomie und Ökologie bei der gewerblichen Nutzung von Flächen in der Stadt zum gegenseitigen Vorteil und somit für eine bessere Zukunft miteinander zu verbinden?
    2. Wie können mit überschaubarem Aufwand kurzfristig Begrünungen von Gewerbeflächen und -immobilien erreicht werden? Z. B.:
      1. • Welche Empfehlungen können Gewerbeinhaber:innen für die systematische Begrünung der Gewerbeflächen und -immobilien gegeben werden?
        • Auf welche Weise können Verantwortliche über die positiven Effekte einer Investition in nachhaltige Gestaltung von Gewerbegebieten informiert werden?
        • Welche Anreize zur Begrünung von Bestandsflächen und -immobilien sowie neuer Flächen und Immobilien sind sinnvoll?
        • Welche Förderprogramme können Unternehmen nutzen, um Bestandsflächen und -immobilien zu begrünen?
        • Wie stellen wir sicher, dass diese Informationen die Gewerbeinhaber:innen wirksam erreichen?
    3. Welche Regelungen sollten Flächennutzungspläne, Bebauungspläne & Co. enthalten, damit entsprechend dem Klimaschutzkonzept mittel- bis langfristig eine klimaneutrale Flächennutzung sowie ein klimaneutraler Gebäudebestand in der Stadt Verden sichergestellt ist?
    4. Welche Akteure gibt es und wie kann deren multidisziplinäre Zusammenarbeit im Stadtgebiet realisiert werden?
  2. Die Verwaltung wird beauftragt, ein systematisches Begrünungskonzept mit den Akteuren im Stadtgebiet zu entwickeln und umzusetzen.
  3. Für die Umsetzung von 1. und 2. sind Fördermöglichkeiten zu prüfen und zu nutzen. Die nötigen Eigenanteile und mögliche Mehrkosten sind im Haushalt zur Verfügung zu stellen.

Begründung
Gewerbegebiete und Gewerbeimmobilien nehmen in der Stadt Verden große Flächen ein. Teilweise grenzen sie eng an Wohngebiete. Entsprechend existiert hier ein großes Potential, die Nachhaltigkeit auf mehreren Ebenen zu sichern:

  1. Lebensqualität der Verdener Bürger:innen, Einpendler:innen sowie der Pflanzenund Tierwelt
  2. Langfristige Nutzungs-, Sanierungs- und Begrünungsstrategien für den Bestand an Gewerbeflächen und -immobilien
  3. Planungen von neuen Gewerbeflächen und -immobilien unter Berücksichtigung von Naturschutz, Klimaneutralität und Beständigkeit

Ziel ist es, Ökonomie und Ökologie bei der gewerblichen Nutzung von Flächen in der Stadt Verden zum gegenseitigen Vorteil und somit für eine bessere Zukunft miteinander zu verbinden.

Die zunehmende Stadtverdichtung, das Nebeneinander von Gewerbe- und Wohngebieten sowie der zunehmende Verkehr haben Folgen für die Lebens- und Leistungsqualität der Bürger:innen der Stadt Verden. Das Mikroklima der Stadt verändert sich und insbesondere thermische, visuelle und akustische Faktoren verändern die Lebensbedingungen in der Stadt – mit nachhaltig negativen Folgewirkungen.

Aktuell stehen private Grundstückseigentümer:innen im Fokus, die Flächen mit Schottergärten zwar pflegeleicht, jedoch ohne ökologischen Mehrwert gestalten und versiegeln. Auch bei Gewerbeflächen und -immobilien ergeben sich große Potentiale, einen ökologischen Mehrwert in der Stadt Verden zu leisten. Im Bestand wird insbesondere Bauwerksbegrünung und einem gut ausgestatteten Gewerbe- und Wohnumfeldgrün ein positiver Einfluss auf das städtische Klima zugeschrieben. In Bezug auf Gewerbeimmobilien im Bestand kann hier insbesondere Einfluss genommen werden bei der Außen-gestaltung z. B. der Ausgleichsflächen, Fassaden sowie der Dachbegrünung. Bei der Planung von Neubauten kommt außerdem der Art des Bauens sowie der dabei verwendeten Materialien eine bedeutende Rolle zu.

Chancen bieten z. B.

  • das Reduzieren versiegelter Flächen,
  • das naturnahe Gestalten wenig oder ungenutzter Flächen, z. B. ungenutzter
    Grundstückgrenzflächen zu Anwohnern,
  • Begrünen von Dächern,
  • Begrünen von Fassaden mit immergrünen Pflanzen,
  • Begrünen von Zäunen,
  • Nutzen technischer Einbauten, z. B. auf vorkommende Arten abgestimmte
    Nistkästen, Fledermaushöhlen, Insektenhotels
  • Regenwassermanagement,
  • Nutzen von PV-Anlagen.

Neben den Bürger:innen und der Umwelt profitieren auch die Unternehmen von einem Engagement für eine naturnahe, ökologische und ökonomisch sinnvolle Nutzung der Gewerbeflächen und -immobilien.

Der positive Einfluss von Bauwerksbegrünung und gut ausgestattetem Umfeldgrün auf das städtische Klima und die gesundheitsfördernde Wirkung einer naturnahen Umgebung stärken den Erhalt der Leistungsfähigkeit der Verdener Bürger und Bürgerinnen und auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Eine Bauwerksbegrünung kühlt im Sommer und bietet in der kalten Jahreszeit zusätzliche Dämmung. Das sorgt einerseits für Energieeinsparungen und damit einen geringeren CO2-Verbrauch in den Verdener Wirtschaftsbetrieben und andererseits Umwandlung von CO2 durch die zusätzlichen Pflanzen. Daneben können Dach- und Fassadenbegrünungen sowie für Bürger:innen angrenzender Wohngebiete und Mitarbeiter:innen einsehbare Flächen, ein ästhetisches Stadtbild und Wohnumfeld schaffen, Feinstaub filtern und einen Beitrag zur Lärmreduzierung leisten. Außerdem bieten Begrünungen der Pflanzen- und Tierwelt ein Zuhause und stärken den Erhalt der Biodiversität. Unternehmen erlangen mit dem geschaffenen ökologischen Mehrwert durch den aktiven Beitrag für das Stadtklima (über das gesetzliche Soll hinaus) den finanziellen Nutzen sparsamer Bauten, einen geringeren Energieverbrauch und zudem einen Prestigegewinn bei Beschäftigten, Bürger:innen der Stadt Verden sowie (potentiellen) Kunden und Partnern. Mit den vorgeschlagenen Maßnahmen lassen sich Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit verbinden. Da insbesondere die nachträgliche Gestaltung im Bestand kostenintensiv und aufwendig sein kann, soll eruiert werden, welche Anreize und möglichen Fördermittel genutzt werden können.


Mit freundlichen Grüßen

Karin Hanschmann Claudia Schlosser Claudia Wehrstedt