Dietmar Teubert: Brauchen deutlich mehr Maßnahmen gegen Ausbildungslosigkeit
Verden/Landkreis (hm). Zum aktuell veröffentlichten Berufsbildungsbericht 2018 der Bundesregierung hat Dietmar Teubert, SPD-Arbeitsmarktexperte und Kreisvorsitzender der sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen im Landkreis Verden (AfA), aus Sicht der SPD-Arbeitnehmerorganisation kritisch Stellung bezogen.
„Die Spannungen auf dem Ausbildungsmarkt bleiben bestehen, denn alle Jugendlichen, die in Ersatzmaßnahmen oder Bewerbungstrainings fest hängen, werden als versorgt gezählt. Vor allem Wohnort, Schulabschluss und Staatsangehörigkeit entscheiden über die Ausbildungschancen junger Menschen. Migranten und Hauptschüler haben oft schlechte Chancen auf eine Ausbildung. Die Zahl der jungen Menschen ohne Berufsabschluss ist auf 2,13 Millionen gestiegen – ein Plus von 180.000 im Vergleich zum Vorjahr. Diesen Jugendlichen droht ein Leben in prekärer Beschäftigung oder Arbeitslosigkeit. Die sozialen Spannungen werden weiter wachsen, wenn immer mehr Jugendliche keinen Ausbildungsplatz finden", stellt SPD-Mann Teubert warnend heraus.
Besonders bedenklich ist nach Ansicht des AfA-Kreisvorsitzenden die Lage auf dem Ausbildungsmarkt auch in einigen Regionen Niedersachsens. Hier suchten bis zu 20 Prozent und mehr der Jugendlichen erfolglos einen Ausbildungsplatz. Arbeitgeber und Regierung dürfen nicht zulassen, dass hier eine abgehängte Generation heranwächst. Gerade gerade deshalb ist in solchen Regionen ist eine gezielte Ansprache und Beratung von Betrieben wichtig. Arbeitgeber, Gewerkschaften und Kammern sollten dort gemeinsam daran arbeiten, die Probleme in den Griff zu bekommen. Denn wir brauchen mehr betriebliche Ausbildungsplätze, argumentiert Dietmar Teubert.
Sozialdemokrat und Gewerkschafter Teubert findet, dass die Bundesregierung dringend die Instrumente der Bundesagentur für Arbeit zur Integration in Ausbildung verbessern und ausbauen muss. Dazu zählen Einstiegsqualifizierungen, ausbildungsbegleitende Hilfen und Assistierte Ausbildung, aber auch die betriebsnahe Ausbildung. Diese Maßnahmen müssen auch stärker auf regionale Bedürfnisse zugeschnitten werden. Hier kommt insbesonders der kommunalen Gesellschaft für Arbeit im Landkreis Verden (ALV) eine besonders wichtige Rolle zu, da diese besonders nah an den betroffenen Jugendlichen und den Betrieben vor Ort arbeitet, unterstreicht Teubert.
Weiter bedauert der AfA-Kreisvorsitzende, dass selbst bei gleicher Leistung Einwanderer deutlich seltener zu Einstellungstests und Vorstellungsgesprächen eingeladen werden als junge Menschen ohne Migrationshintergrund. Obwohl die Arbeitgeber zunehmend über unbesetzte Ausbildungsplätze klagen, gibt es offenbar Vorbehalte und Berührungsängste bei vielen Unternehmen. Insbesondere die Kammern haben die Aufgabe, die Unternehmen zu sensibilisieren und gerade auch für Jugendliche mit Migrationshintergrund zu öffnen, rät SPD-Mann Teubert.
Gerade Einwandererkinder müssen frühzeitig in den Kontakt mit Betrieben kommen, etwa durch Schülerpraktika oder Einstiegsqualifizierungen. So haben die Betriebe die Chance, das Potenzial der jungen Menschen zu erkennen. Auch anonymisierte Bewerbungen sind eine wichtige Maßnahme, um die Ausbildungschancen der Einwanderer zu steigern. Sie könnten dafür sorgen, dass viele Jugendliche zumindest die erste Schwelle, die Einladung zum Vorstellungsgespräch, besser überwinden, erklärt Praktiker Teubert abschließend.