Verden/Landkreis (hm). SPD-Legende Karl Ravens (89) sorgte am Donnerstag im Verdener Gasthaus "Zur Brücke" für eine volle Hütte als er unter der Moderation von Jago Kusche als Gastgeber unter dem Motto "von Achim nach Bonn" zweieinhalb Stunden anschaulich, einfühlsam und oft sehr bewegend aus seinem erfolgreichen Politikerleben an der Seite von Willy Brandt, Helmut Schmidt und Herbert Wehner berichtete.

Auch für jahrzehntelange Verdener Weggefährten von Karl Ravens wie Horst-Heiner Pabst, Heinz Möller und Roswitha Urbanski wurde es bei den Ausführungen von Karl Ravens nie langweilig, der als junger Mann noch in den Krieg ziehen musste, den würdelosen und grausamen Umgang mit KZ-Häftlingen bei Bremervörde erlebte, in Gefangenschaft kam und als Halbwaise viele Hungerjahre in der Nachkriegszeit durchzustehen hatte. Über die Roten Falken kam er zur SPD, die seit 1951 seine politische Heimat ist. Im gleichen Jahr wurde er bereits im SPD-Ortsverein Achim kommunalpolitisch aktiv.

Karl Ravens nannte bestechende Gründe dafür, dass auch Spitzenpolitiker die kommunale Bodenhaftung nicht verlieren sollten. Als er die länderübergreifende Entwicklungsgesellschaft für den Landkreis Verden in den 70er Jahren als Kreis- und Bundestagsabgeordneter für den damaligen Bundestagswahlkreis 29 (Verden/Osterholz/Rotenburg) initiierte, ahnte er noch nicht, dass der frühere Bundesbauminister Lauritz Lauritzen dies als Eintrittskarte ansah, um die Qualifikation von Karl Ravens mit der Berufung zum parlamentarischen Staatssekretär im Bundesbauministerium zu nutzen und zu würdigen.

Weitere Stationen als Staatssekretär im Kanzleramt unter Bundeskanzler Willy Brandt und als Bundesminister für Städtebau, Raumordnung und Bauwesen in Bonn unter Bundeskanzler Helmut Schmidt folgten. Als bewegensten Moment in dieser Zeit hob Karl Ravens den Rücktritt seines Freundes Willy Brandt als Bundeskanzler hervor.

In einem Ausblick konnte man eindrucksvoll hören, dass Ravens nach wie vor die Zukunft gestalten will. Er beschwor seine große Zuhörerschaft, die Würde des Menschen bei allen Einzelentscheidungen im Blick zu haben. Die traditionellen SPD-Grundwerte von Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität hält er für de geeigneten Weg, um das derzeitige Stimmentief zu überwinden, denn die Menschen wollen Glaubwürdigkeit in der Politik.

Deutlich warnte er abschließend vor dem aufkommenden Nationalismus in Deutschland und Europa. Diese menschenverachtende Ideologie habe noch nie Gutes gebracht. Zwei verheerende Weltkriege sollten Warnung genug sei, so Karl Ravens sehr emotional.

Zum Foto: "Familienbild" mit Karl Ravens, Gastgeber Jago Kusche und Gisela Kusche am Tisch.