SPD-MdB Uwe Schmidt: Digitalisierung muss sozial gestaltet werden

Verden/Landkreis (hm). Die Zukunft der Arbeitswelt im Zeichen der Digitalisierung stand am Freitagabend im vollbesetzten Saal des Restaurants "Verdener Wappen" beim diesjährigen Mal der Arbeit auf der Agenda, welches von der sozialdemokratischen Arbeitnehmerorganisation AfA gemeinsam mit dem SPD-Ortsverein Verden und dem SPD-Kreisverein Verden veranstaltet wurde. Begonnen wurde die vom

AfA-Kreisvorsitzenden Dietmar Teubert moderierte Traditionsveranstaltung mit einem Grußwort des DGB-Experten Lutz Bock vom Deutschen Gewerkschaftsbund in der Region Elbe/Weser, der SPD und Gewerkschaften zum Schulterschluss bei der arbeitnehmerfreundlichen Gestaltung der Arbeitswelt von morgen aufrief. Auch stellvertretender Landrat Helmut Prossner wurde als Ehrengast begrüßt.

Danach nahm SPD-Bundestagsabgeordneter Uwe Schmidt (Bremerhaven) als Ehrengast und Hauptredner im Vorfeld des 1. Mai das Wort. Der einstige Hafenarbeiter ist Mitglied des AfA-Bundesvorstandes und führt die SPD-Arbeitnehmerorganisation im Bundesland Bremen an. Im Deutschen Bundestag ist der "klassische Arbeitnehmer Uwe Schmidt, so Teubert in seiner Begrüßung, Mitglied des Ausschusses für Verkehr und digitale Infrastruktur sowie stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Energie und fungiert als Hafenexperte der SPD-Bundestagsfraktion.

Konkret sprach Uwe Schmidt zum Thema "Sozialdemokratie und Digitalisierung - Arbeit 4.0 sozial gestalten". Er beschrieb dabei einleitend, dass in den nächsten Jahren viele Veränderungsprozesse der Arbeitswelt im digitalen Zeitalter stattfinden und sich die bisherigen Arbeitsweisen stark wandeln werden. Uwe Schmidt verdeutlichte, dass es SPD, AfA und Gewerkschaften schwerpunktmäßig darum gehen müsse, für "Gute Arbeit" in digitalen Zeiten die Voraussetzungen zu schaffen. In diesem Sinne gelte es, die Herausforderungen der Digitalisierung in der Arbeitswelt zu meistern. "Der technische Wandel muss sozial gestaltet Werden, so dass er zu einem Mehr an guter Arbeit führt und nicht zu einem Wachstum von Arbeitsbelastungen und sozialen Verwerfungen".

Es sei jedoch nicht die Digitaisierung allein, so der SPD-Parlamentarier, denn in der industriellen Produktion in Deutschland und weltweit gebe es schon seit vielen Jahren einen immer höheren Automatisierungsgrad. Neu sei dagegen die digitale Vernetzung. Vor gut zehn Jahren sei das iPhone auf den Markt gekommen und habe nicht nur unsere Lebenswelt und Gewohnheiten völlig verändert, sondern auch Wertschöpfungs- und Wirtschaftsprozesse sowie die Arbeitswelt.

Man müsse sich darauf einstellen, fuhr SPD-Experte Uwe Schmidt fort, dass künftig alles miteinander vernetzt werden soll: Fabriken und Dienstleistungen, die Energieversorgung, unsere Städte und Gemeinden, das Bildungswesen und sogar das Zuhause. Daten seien das "Neue Öl" für die Wirtschaft der Zukunft. Auf dieser Basis würden sich künstliche Intelligenz oder die additive Fertigung wie der 3D-Druck mit rasanter Geschwindigkeit und in neuer Qualität entwickeln, wobei virtuelle Welten und Realität verschmelzen würden.

Schmidt meinte weiter, dass diese Technologische Entwicklung für sich genommen weder gut noch schlecht sei. Sie biete Möglichkeiten für neue hochwertige Arbeitsplätze, für bessere Arbeitsbedingungen und letztlich für eine höhere Arbeitsqualität und Wohlstand in unserem Land. Der SPD-Experte warnte aber auch, da sich gleichzeitig bereits jetzt Anzeichen zeigen, dass die Digitalisierung zur Rationalisierung und zum Abbau von Arbeitsplätzen, zur Kontrolle und Überwachung sowie zur Verschärfung des Leistungsdrucks genutz werden.

"Letztlich brauchen wir eine neue Arbeitszeitpolitik, die Arbeit auf mehr Schultern verteilt. Die Chancen der Digitalisierung sollten wir nutzen, um den Beschäftigten mehr Zeitsouveränität zu ermöglichen. Auch wenn das mobile Arbeiten seit Jahren auf dem Vormarsch ist, fehlt bisher leider ein klarer rechtlicher Rahmen. Dass müssen wir Sozialdemokraten ändern. Des Weiteren benötigen wir Bildungsangebote, die die Beschäftigungsfähigkeit der Menschen bewahren und verbessern. Weiterbildung ist der Schlüssel, damit die Beschäftigten sich den Herausforderungen der digitalen Arbeitswelt stellen und den sich immer schneller verändernden Qualifikationsanforderungen gerecht werden können. Es gilt. Beschäftigte für den Wandel der Arbeitswelt zu befähigen und die Weiterbildungsmöglichkeiten deutlich auszubauen", unterstrich Uwe Schmidt.

Der Redner warb dafür, die Mitbestimmung auch in Zeiten der Digitalisierung wirksam zu erhalten. Dies werde eine zentrale Zukunftsaufgabe sein, der sich die Gewerkschaften als Tarifpartei und in den Betrieben vor Ort stellen müssen. Dazu bedarf es jedoch neuer politischer Rahmensetzungen, die es den Gewerk-schaften erlauben, die Beschäftigten effektiv zu vertreten und weiterhin auf Augenhöhe mit den Arbeitgebern zu verhandeln.

Um die Chancen zu nutzen und die Risiken zu minimieren sei es wichtig, die Digitalisierung als einen Prozess zu verstehen, der von Menschen gemacht - und in Gute Arbeit gestaltet werden kann und müsse. In diesem Zusammenhang müsse gerade die SPD und die AfA gemeinsam mit den Gewerkschaften die Arbeitnehmerrechte im Blick haben und darauf achten, dass niemand dabei auf der Strecke bleibt, folgerte Uwe Schmidt.

"Die Digitalisierung muss nicht in einer Katastrophe enden. Es kann sogar mehr Arbeit entstehen, nur eben andere. Allerdings bedarf es einer neuen, anderen Arbeitsmarktpolitik mit einem Schwerpunkt auf Digitalisierung. Hier sind wir alle gefragt: Sozialdemokraten, Betriebsräte und Gewerkschaften. Es ist unsere Aufgabe, aus dem technischen Fortschritt, einen gesellschaftlichen Fortschritt zu machen", warb Uwe Schmidt unter großem Beifall. Bevor es zu Speiß und Trank überging, folgte eine spannende Diskussion.