Dietmar Teubert, Kreisvorsitzender der sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen und der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi in den Landkreisen Verden/Rotenburg, ist sehr nachdenklich beim Studium des jüngsten Ausbildungsreports der Jugend des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB-Jugend) geworden. Er fordert dazu für die SPD-Arbeitnehmerorganisation (AfA) als Konsequenz von der Bundespolitik, das Bundesbildungsgesetz möglichst schnell zu reformieren.

In den Ausbildungsreport wurde nämlich folgendes festgestelt: Fast 60 Prozent der Auszubildenden kommen krank zur Arbeit, über die Hälfte sind durch schlechte Ausbildungsbedingungen und -anforderungen am Ausbildungsplatz stark belastet und ein Drittel der Azubis leistet Überstunden. Einem Drittel der Auszubildenden (33,6 Prozent) liegt kein betrieblicher Ausbildungsplan vor und eine Überprüfung der Ausbildungsinhalte ist ihnen daher nicht möglich. Jeder Zehnte Auszubildende (10,6 Prozent) übt regelmäßig ausbildungsfremde Tätigkeiten aus. Bei 13,4 Prozent der Auszubildenden findet eine fachliche Anleitung durch den Ausbilder überhaupt nicht oder nur selten statt. Das sind nur einige Ergebnisse des Ausbildungsreports der DGB-Jugend, die SPD-Kommunalpolitiker Teubert so bedenklich stimmen.

"Die duale Ausbildung war jahrzehntelang der Garant für gute Fachkräfte, die Qualität der Ausbildung schwindet aber in vielen Bereichen", sagt dazu der AfA-Kreisvorsitzende Dietmar Teubert alarmiert.. "Wer über unbesetzte Ausbildungsplätze klagt, muss qualitativ gute Ausbildungsplätze mit Perspektive anbieten. Der Report belegt erneut, dass gerade die Branchen über Azubi-Mangel klagen, die seit Jahren für ihre schlechten Ausbildungsbedingungen bekannt sind. Hier sollte der Gesetzgeber mit Novelle des Berufsbildungsgesetzes endlich einschreiten."

Zur Situation auf dem Ausbildungsmarkt sagte AfA-Kreisvorsitzender Teubert weiter: "Auch wenn wir im Vergleich zum Vorjahr eine etwas entspanntere Lage haben, ist dies längst kein Grund zur Entwarnung. Die Selbstverpflichtung der Wirtschaft blendet die hohe Zahl der Geflüchteten aus und reicht daher bei weitem nicht aus. Es sind deutlich mehr Anstrengungen der Arbeitgeber notwendig. Sie müssen weg von ihrer Bestenauslese und wieder mehr Ausbildungsplätze auch für Hauptschülerinnen und -schüler anbieten."

"Es ist schon beunruhigend, dass seit mehr als zehn Jahren von Gewerkschaften und Bildungsexperten immer wieder erhebliche Missstände in der Ausbildungsqualität festgestellt wird, ohne dass es relevante Verbesserungen gegeben hätte. Wenn die Betriebe es nicht hinbekommen die duale Ausbildung zu verbessern, muss die Politik handeln. Um die Ausbildungsqualität in allen Branchen zu steigern, muss das Berufsbildungsgesetz novelliert werden. In das Gesetz gehört ein rechtlicher Anspruch auf einen betrieblichen Ausbildungsplan der die Inhalte der Ausbildung regelt, sowie eindeutige Vorschriften, um Überstunden möglichst zu vermeiden. Es ist ein Armutszeugnis, wenn Druck, Stress und schlechte Ausbildungsbedingungen für sehr viele junge Menschen schon am Anfang ihres Arbeitslebens stehen", findet Sozialdemokrat und Gewerkschafter Teubert.

Zwar sind die meisten Auszubildenden (71,7 Prozent) mit ihrer Ausbildung zufrieden - es gibt aber erhebliche Branchenunterschiede: Mechatroniker, Industriekaufleute und Zerspanungsmechaniker sind über Durchschnitt zufrieden. Fachverkäufer des Lebensmittelhandwerks, Zahnmedizinische Fachangestellte, Malerinnen sowie Auszubildende in Teilen des Hotel- und Gaststättenbereichs bewerten ihre Betriebe hingegen mangelhaft. "Besonders in diesen Berufen bleiben in jedem Jahr viele Ausbildungsstellen unbesetzt. Hohe Vertragslösungsquoten sind in diesen Ausbildungsberufen die Regel", erläutert Teubert.

An der repräsentativen Befragung haben sich 13.603 Auszubildende aus den laut Bundesinstitut für Berufsbildung 25 häufigsten Ausbildungsberufen beteiligt.